Nur wir waren es nie.

Freundschaft. Eins der kostbarsten Dinge auf der Welt und gleichzeitig wohl auch eins der Schwierigsten. Schon in frühen Kindergartentagen lernen wir sie kennen, unsere potentiellen Begleiter auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Durch sie lernen wir das Teilen nicht immer schlecht sein muss, man noch an seine Träume glauben kann und den wahren Wert einer Freundschaft. Eine unbeschwerte, bedingungslose Freundschaft. Wo ein Streit innerhalb von 2min. wieder vergeben ist. Nach dem Kindergarten, kommt die Schule und meistens kommt man auch in die selbe Klasse. 4 weitere Jahre Freundschaft. Was du zu diesem Zeitpunkt noch nicht weißt: Diese Zeit läuft ab, denn was bleibt, ist in den meisten Fällen nur die Erinnerung an unbeschwerte Kindheitstage, der spätestens mit der Wahl der weiterführenden Schule zu Platzen droht.

Weiterführende Schule. Sie entschied sich für die Realschule, ich wollte Abitur machen. Wir dachten unsere Freundschaft würde auch diese Hürde überstehen. Aber wir lebten uns auseinander. Neue Schule, neue Freunde und wohl auch andere Interessen. Dort wo Barbie’s uns über Jahre verbunden hatten, war plötzlich nichts mehr. Wir wurden älter und plötzlich waren wir zu cool dafür. Sie rutschte in die Rockszene, ich verwandelte mich in die lebende Barbie. Eine Kluft, die unsere Freundschaft wohl nicht überlebte.

Unsere Zeit scheint abgelaufen zu sein. Die Sanduhr hatte ein Loch.

Dieses Schema wiederholte sich bis hin zum Abitur. Freunde kamen, und Freunde gingen. Und nur die wirklich wenigsten blieben. Warum? Weil man in vielen Menschen, mehr sieht. Mehr als eine bloße Zweckgemeinschaft. Doch mehr ist es meistens nicht. Sie begleiten uns in unserer Schulzeit bis hin zum Abschluss, helfen uns den Schulalltag zu meistern. Man lacht. Man redet. Auch über ernstere Themen. Man sah sie als Freunde. Nur das waren sie in Wirklichkeit nie. Sie waren Begleiter für einen Lebensabschnitt, denn nach dem Abschluss und dem freien Leben kam die Ernüchterung. Sie entschied sich für eine Ausbildung, ich wollte studieren. Mich verschlug es nach Bayern. Sie blieb hier. Zwei Welten, die immer weiter von einander wegtrieben. Jeder begann einen neuen Abschnitt, das Interesse an der Welt der anderen schrumpfte von Tag zu Tag. Wir stießen uns gegenseitig Dinge an den Kopf, die noch vor 2 Jahren undenkbar gewesen wären. Zuletzt hatten wir uns nichts mehr zu sagen und beendeten die Freundschaft.

Je älter wir werden desto weniger Freunde haben wir. Nicht, weil wir uncooler geworden sind, sondern, weil wir als Erwachsene eben mehr Aufgaben haben. Im Auge eines Kindes dreht sich alles um die Freundschaft, man macht so viel wie möglich miteinander eben weil man es einfach kann. Man hat keine anderen Verpflichtungen. Man sieht sich in der Schule, am Nachmittag. Das Verhältnis ist einfach viel enger. Nur sehr wenige Freundschaften überstehen diesen Übergang. Für immer, ist eben doch nicht immer für immer. Daher müssen wir damit leben, Menschen aus unserem Leben gehen zu lassen, um Platz für neue zu machen. Wir entwickeln uns weiter, und verändern uns. Genauso wie jeder sich verändert und manchmal passt der ein oder andere einfach nicht mehr rein. Seht neue Abschnitte als Probe. Freunde, denen ihr wichtig seid, bleiben, egal wie weit ihr weg seid, egal wie oft ihr euch seht oder miteinander redet. Wenn ihr euch trefft ist es so, als hättet ihr euch erst gestern gesehen, auch wenn es schon mehrere Monate her ist. Das ist Freundschaft!

Wie ist das bei euch so?
Habt ihr Freunde, die euch bereits seit dem Kindergarten begleiten? 
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Comments

  1. April 3, 2016 / 5:41 pm

    Hi Lina,
    das ist ein sehr schöner Post. Ich habe keine Sandkasten-Freundin mehr, aber eine Freundin, mit der ich seit meinem 16. Lebensjahr befreundet bin und dieses Jahr werde ich immerhin schon 45. So wie Du habe ich es auch erlebt und erlebe es nun sowohl bei meiner größeren Tochter (14) wie auch bei meiner kleineren (9). Das ist der Lauf der Zeit…
    LG Anja

  2. April 3, 2016 / 6:43 pm

    Huhu,
    Freunde aus dem Kindergarten habe ich leider keine, da ich damals in Berlin wohnte und dann wegezogen bin…. Mit ein paar Leuten aus der Grundschule bin ich noch immer in einer Klasse und ich würde uns schon als Freunde bezeichnen aber wie es nach der Schule weiter gehen wird weiß man ja nie…

    Liebe Grüße von Marie // https://fotografieable.wordpress.com

    PS: Ich hoffe du meinst “Rutschte in die Rockszene” nicht negativ ;D Ist ganz cool hier ^^

  3. April 5, 2016 / 8:26 pm

    Hey Lina,

    sehr schöner Post und er spricht mir total aus der Seele.
    Ich habe auch die eine Freundin, die mich seit der Grundschule begleitet. Auch wenn wir nicht mehr in der selben Stadt wohnen und sie schon ein Kind hat, sehen wir uns regelmäßig und simsen auch oft. Ich hab da auch oft die Angst ‘Shit, wenn wir uns sehen, was wenn es nicht mehr wie früher ist?’ – Angst ist unberechtigt.
    Wir sehen uns und automatisch fühlt man sich wieder wie ein Teenie, lol. Auch wenn wir uns nicht oft sehen.
    Ist leider so die einzige Freundin, auf die ich wirklich zu 100% noch zählen kann, aber lieber so, als tausende falsche Freunde zu haben, nicht wahr?

    XO Samy

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